Lechweg 2018 – Freiburger Hütte/Formarinsee bis Lech
25. Juni 2018
Wer abend sehr früh schläft, ist morgens sehr früh wach. Und muss warten, bis es um sieben endlich Frühstück gibt! Eine Stunde Zeit, um den ganzen Kram wieder zusammen zu packen, den Hund zum Pinkeln um die Hütte zu jagen, mit großem Bedauern festzustellen, dass es wie aus Kübeln gießt und dann noch vierzig Minuten herumzuhängen und die Blase trainieren. (Sie erinnern sich, der Hüttenradler vom Vorabend)
Zehn vor sieben eroberten wir die Haupthütte und genossen ein formidables nahezu feudales Frühstücksbüffet mit allem, was der ambitionierte Wanderer zur Stärkung benötigt.
Danach zogen wir alle Kleidungsstücke die wir dabei hatten übereinander, zum Schluss die Regenjacke über die Softshelljacke und versicherten uns gegenseitig, dass uns sechs Grad kalter Regen ü-ber-haupt nix ausmacht.

Und wir wanderten los. Nicht den Steig vom Vorabend, denn Steige bei Regen machen keinen Spaß, außerdem waren wir satt und fröstelig. Wir wählten den breiten, geschotterten Zufahrtsweg zur Hütte und marschierten komfortabel bergab.
Ein kleines Schneefeld am Rande bereitete nicht nur dem Hund viel Spaß …

… und auch. Wir knipsten ein „Schneelfie“ und verschickten Grüße aus dem Schnee. Kalt genug war es ja.
Es regnete so vor sich hin, doch wir fanden unseren Schritt und irgendwie war alles gar nicht so schlimm. Wie immer halt: wenn man erstmal unterwegs ist …
Wir fanden den offiziellen Einstieg zum Lechweg und als da plötzlich mitten in der Wiese ein Bächlein hervorgluckerte …

… beschlossen wir, dass dies die Quelle des Lech ist. Eine echte Quelle gibt es gar nicht, es treffen sich diverse Rinnsale, die dann ab einer bestimmten Stelle eben Lech heißen. Mit Quelle ist es aber hübscher :)
Der Regen ließ immer mal wieder für ein paar Minuten nach und um den Rahmen hier nicht zu sprengen, verlasse ich den chronologischen Weg und fasse zusammen. Der Regen ging und am Ende kam sogar die Sonne.
Der Weg wird in dieser Etappe als „anspruchsvoll“ bezeichnet, aber das ist halt relativ. Ungeübte Wanderer mögen mit Felsen und Wurzeln Probleme haben, vor allem bei Regen, erfahrene Wanderer gehen einen Schritt langsamer und freuen sich über den abwechslungsreichen Weg. Je weiter der Weg ins Tal führt, desto einfacher wird er. Aber niemals langweilig. Er führt über zahlreiche Brücken und Stege, Kinder haben vermutlich genauso viel Freude daran wie Erwachsene!






Die Landschaft und der Lech wechseln ständig zwischen rauh und beinahe lieblich, man möchte ständig Postkartenbilder photographieren.
Und wenn man schon mal da ist, muss man natürlich auch durchwaten …

oder ganz memmenhaft nur die Füße reinstellen.

Und wenn da wieder ein Schneefeld ist, muss man drauf herumtoben:

Wir sahen weder Steinbock noch Gemse, dafür lernten wir, dass Kühe einen Hund als Bedrohung sehen. Und Lola berechtigte Angst vor Kühen hat.

Die Kühe stellten sich im Schulterschluß zusammen und muhten sehr aufgeregt. Kamen auf uns zu, statt wegzulaufen und verfolgten uns. Es war ein klitzekleines Bißchen gruselig. Nicht nur für Lola.
Pferde hingegen fanden Lola toll. (Lola war eher weniger begeistert).

Sie kamen freundlich auf uns zu und begleiteten uns ein Stück.
Genau wie die drei Esel

Die uns durch ein kleines Waldstück begleiteten und die mich immer wieder aufmunternd anstupsten. Gerade als wir überlegten, ihnen unseren Rucksack aufzuladen, blieben sie zurück.
Am frühen Nachmittag kamen wir in Lech an.

Laut Wegweisern hätten wir den Weg in dreieinhalb Stunden gehen können, die offizielle Lechwegbroschüre spricht von fünf Stunden. Bei uns kam letzteres gut hin, wir sind eben keine „schnell, schnell, Kilometer reißen!“-Wanderer, sondern bleiben ständig stehen, schauen rum, knipsen Bilder oder knutschen, weil wir so glücklich sind.
Ein Café, in dem wir die erste Etappe mit Kaffee und Kuchen hätten feiern können, suchten wir nur halbherzig. Das eine, das in Lech auf unserem Weg lag, hat Montags Ruhetag. Aber der Supermarkt hatte auf und dort gab es ein kaltes Kaffeegetränk aus dem Becher und feine Kaffeestückchen. Im Hotelzimmer das volle Pflegeprogramm, ein bißchen Ausruhen und danach eine kleine Abendrunde, damit der Hund abführen kann. Mangels Hotelrestaurant und Lust, ein Restaurant zu suchen, versorgten wir uns erneut im Supermarkt mit Abendessen fürs Hotelzimmer.
Und jetzt: Lesen und bald schlafen.
Der Schrittzähler sagt: 21.37 Kilometer. Morgen werden es ungefähr genauso viele.
Lechweg 2018 – Nierstein bis Formarinsee
24. Juni 2018
Von Nierstein braucht man siebeneinhalb Stunden bis nach Lech. Man muss in fünf verschiedene Züge steigen und danach noch in zwei verschiedene Busse. Die letzten 1,3 Kilometer Fußweg zur Alpenvereinshütte sind dann eine wahre Wohltat, vor allem wenn man den „Steig nur für Geübte“ nimmt.
Zug fahren mit Hund ist nicht sehr anstrengend, jedenfalls nicht mit unserem Hund. Lola liegt rum und wenn ihr langweilig ist, schläft sie. Mal unter den Klappsitzen im Fahrradabteil …

… wenn nix los ist, auch mal mittendrin …

… oder zusammengerollt unter dem Tisch.

Einen Maulkorb haben wir immer dabei. In den Regionalzügen bei uns herrscht keine Maulkorbpflicht, doch wenn Mitreisende sich unwohl fühlen, muss einer angelegt werden. Im ICE gibt es eine Maulkorbpflicht, doch Lola lag anderthalb Stunden unsichtbar unter dem Tisch, wir haben uns quasi durchgemogelt. In Österreich muss ein Maulkorb angelegt, doch das Zugpersonal drückte sämtliche Augen zu.
Als wir in die Busse umstiegen, musste aber der Maulkorb her und tja.

Ein glücklicher Hund sieht anders aus, aber leiden muss sie unter dem Maulkorb nicht.
Unseren Koffer stellten wir in dem Hotel ab, in dem wir von Montag bis Mittwoch unterkommen. Im Rucksack hatten wir Übernachtungssachen und all das, was wir für die Montagswanderung, der ersten Etappe auf dem Lechweg, brauchen würden.
Mit dem Bus fuhren wir bis zur Formarinalpe, von dort aus führte der Felsensteig zur Freiburger Hütte, die Alpenvereinshütte, in der wir übernachten wollten.
Da wir das mit dem Schönwetterwandern schon in Irland nicht hinbekommen hatten, war es nicht allzu überraschend, dass es sachte vor sich hin regnete. Womöglich sind ein Felsensteig und sanfter Regen keine ganz glückliche Kombination, doch über kniffeligere Stellen des Weges halfen Stahlseile und Krampen in den Felsen.
Die Bilder, die ich knipste …

sind deutlich spektakulärer, als die des Gatten. Einmal zurückgeknipst:

Alles nur noch halb so wild. Der Hund lief übrigens so lange frei, bis die Murmeltiere zu pfeifen begannen und Lola größeres Interesse an ihnen zeigte.
Nach einer halben Stunde waren wir da.

Wanderer mit Hund dürfen nicht in der Hütte übernachten. Wir durften im Winterlager schlafen. Eine kleine Hütte, ein bißchen abseits. Ganz knuffig, eigentlich …

… und schön, weil wir allein waren, doch …

… der Ofen war nicht in Betrieb und da die Temperaturen draußen unter zehn Grad lagen, war es lausig kalt. Zehn Minuten nach unserer Ankunft …

… gab es Wetter. Heftiger Regen samt Gewitter und Graupel. Als letzterer nachließ, schickten wir Lola schlafen und huschten rüber in die Hütte zum Abendessen. Dinkelnudeln mit Eierschwammerln und dazu ein Hüttenradler zum Anstoßen auf den Urlaub.

Gegen sieben Uhr rannten wir durch den Regen zurück in unsere Winterhütte. Der Gatte erbarmte sich und lief mit dem Hund zur letzten Pinkelrunde ums Haus, während ich mich in Hüttenschlafsack und drei Wolldecken wickelte.
Auf Hütten gibt es kein Netz und keine Steckdose, man schläft halt einfach ein bißchen früher. Und ignoriert die dem Hüttenradler geschuldete volle Blase, weil die Toilette in der Haupthütte ist, die nur durch Regen und Kälte zu erreichen ist. Hat geklappt, wir schliefen ziemlich gut.
Lechweg 2018 – Tagesproviant
23. Juni 2018
Wie auch bei den diversen Ausrüstungsgegenständen, die in Outdoorläden so verlockend und Unentbehrlichkeit suggerierend, herumliegen, neigen wir auch beim täglichen Wanderproviant zu Maßlosigkeit. Appetit in alle Geschmacksrichtungen will bedacht sein und fürchterliche Hungerattacken, die zu sehr schlechter Laune führen, müssen sofort niedergeknüppelt werden. Und ein Heißgetränk darf doch auch nicht fehlen?
Alles Quatsch.
Wir wissen mittlerweile, dass uns ein üppiges Frühstück bis weit in den Tag trägt. Wenn der Magen dann doch knurrt oder die Energie merklich nachlässt, helfen Müsliriegel. Fruchtschnitten befriedigen meine Gier nach etwas Süßem, die mich regelmäßig am frühen Nachmittag überfällt. Nußmischungen und Trockenobst sind kleine Energieschübe, doch am allerbesten ist ein Apfel! Wenn man sich ganz sicher ist, keinen einzigen Schritt mehr tun zu können, aber noch fünf Kilometer vor einem liegen, wenn es heiß ist und Wasser den Durst nicht zu löschen scheint, dann machen wir eine Apfelpause. Wir suchen uns einen schönen Platz, schneiden den Apfel in Achtel und genießen jedes einzelne Stück. Frisch, saftig, süß. Perfekt!
Das Päckchen mit dem Traubenzucker haben wir eigentlich nur dabei, weil man Traubenzucker halt dabei hat. So als Beruhigung. (ich mag Traubenzucker nicht)
Viele kleine Pausen mit kleinen Snacks haben sich für uns besser bewährt, als eine große Pause (womöglich in einer Gaststätte mit fettem Essen und Bier). Nach einer großen Pause, vielleicht sogar mit vollem Bauch, finde ich meinen Schritt nicht mehr. Bekomme Seitenstechen, jappse bei kleinster Steigung und bin nicht mehr richtig wach.
Am Abend gibt es eine große Mahlzeit, danach müssen wir ja nur schlafen gehen.
*****
Dass man Müsliriegel, Fruchtschnitten und Nussmischungen fertig kaufen kann, ist eine tolle Sache. Lieber wäre es mir gewesen, ich hätte unsere Verpflegung selbst backen können. Und verschiedene Nüsse, Rosinen, Cashewkerne und Trockenobst vermischen und eindosen. Aber! Letzteres habe ich schlicht vergessen, das fiel uns heute beim Einkaufen erst wieder ein und die Sache mit den Müsliriegeln ist so eine Sache. Ich habe drei verschiedene Rezepte getestet/variiert, habe mir extra eine kleine Walze gekauft, mit der ich Müsliriegelmasse besonders fest in die Backform pressen kann. Ich habe warm geschnitten, lauwarm und ganz kalt. Ich habe Rübensirup, Honig und Agavendicksaft getestet. Ich habe feine und grobe Getreideflocken genommen, einmal auch beide vermischt. Ich habe gepufften Amaranth, gepufften Buchweizen und gepufften Quinoa untergemengt, einmal Cranberries, einmal Rosinen. Ich habe Öl und Butter, einmal auch Eiweiß untergerührt. Ich habe jedesmal hervorragenden Müslibruch produziert, den ich großspurig „Granola“ nenne und unter meine Frühstückshaferflocken rühre. Schmeckt super, lässt sich nicht gut im Rucksack transportieren.
Ich muss also weiter experimentieren, denn auch diese Fruchtschnitten möchte ich gerne selbst machen. Weil irgendwie passt das nicht gut zusammen, dass ich daheim ständig „nicht so viel Plastimüll“ predige, im Urlaub aber Berge davon produziere.
Lechweg 2018 – Packerei
22. Juni 2018
Nachdem wir vor zwei Jahren den Wicklow Way gewandert sind (Berichte ab hier)und dabei unser gesamtes Gepäck in mittelgroßen Rucksäcken mitschleppten, reifte in mir folgende Erkenntnis: Fernwanderwege sind super, aber wenn es einen Gepäckservice gibt, dann ist das quasi perfekt. Für unsere Wanderung auf dem Lechweg haben wir also einen Gepäcktransport gebucht und zack: Gepäckeskalation. Plötzlich brauche ich irre viel Klamotten, denn man weiß ja: in den Bergen schlägt das Wetter blitzschnell um und von Schnee mit Lawinengefahr bis Wüste bin ich kleidungstechnisch und emotional für alles gerüstet. Glaube ich.

Nur in der ersten Nacht übernachten wir in einer Hütte des Alpenvereins, in den weiteren Nächten schlafen wir in Gasthöfen/Hotels. Das bedeutet also, dass man abends irgendwo essen geht und da darf man sich gerne ein bißchen ordentlicher kleiden. (in Irland wählten wir stets das am wenigsten verschwitzte Wandershirt.)
Ich habe gepackt:
– eine lange Wanderhose mit abzippbaren Beinen
– eine kurze Hose
– zwei Röcke für abends oder für sehr heiße Wandertage (es wird eher kühl sein, sagt die Wettervorhersage, aber wir haben ja einen Gepäcktransport!)
– drei Merino-Kurzarm-Shirts
– ein Merino Langarm-Shirt
– zwei Wanderblusen (Kurzärmlig, langärmlig – wir haben ja Gepäcktransport!)
– zwei Trägershirts
– drei Kurzarm-Shirts für abends (wir haben ja Gepäcktransport!)
– zwei Paar Wandersocken, zwei Paar Sneakersocken
– eine ausreichende Anzahl an Unterhosen, zwei Sport-BHs, einen normalen BH
– Schlafzeug (wir haben ja Gepäcktransport!)
– Flipflops
– Turnschuhe (wir haben ja …)
– einen Regenjacke
– eine Softshelljacke
– ein Merino-Buff
– einen Bikini und ein Handtuch.
Dazu ein Kulturbeutel mit dem allernötigsten, Schminkkram bleibt daheim.
Für die Fahrt habe ich mir Zipp-off-Hosen, eines der Kurzarm-Shirts, Wandersocken und die Softshelljacke gerichtet. Und die dicken Wanderschuhe.
Es bleibt jede Menge Zeug, das sich aber gut mit den Klamotten des Gatten und dem ganzen anderen Geraffel in einen Trolley quetschen lässt. 20 Kilo sind die Höchstgrenze.
Bei den Vorbereitungen für Wanderungen neigen wir dazu, viel zu viel mitzuschleppen. Es gibt halt auch so viele nette Sachen, die man bestimmt prima gebrauchen kann. Nun ja. Zur Hunderrunde am Morgen, die ja auch beinahe jeden Tag eine kleine Wanderung über mindestens acht Kilometer ist, habe ich Kackbeutel, Hundeleckerlis und mein Handy dabei und überlebe tatsächlich jede dieser Touren ohne nennenswerte Ausfälle. Aber jetzt geht es ja in die Berge und da muss man für wirklich alles gerüstet sein. Denken wir :)

Wirklich wichtig:
– Sonnenbrille (und Kappen)
– Sonnenschutzmittel
– das erste-Hilfe-Päckchen, individuell für uns gerichtet
– Toilettenpapier (ginge es nur in die Köpfe der Menschen, dass Taschentücher, die eine Waschmaschinenwäsche ohne Schäden überstehen, sehr, sehr lange hinter Büschen und Bäumen liegen)
– ein Taschenmesser
– ein Photo
– ein Fernglas
– Fußcreme
– Wasserflasche (mehrere)
– für die Nacht in der Hütte: Hüttenschlafsack, Stirnlampe und ein Ladegerät
Nicht so wichtig, aber nice to have:
– eine Powerbank samt Ladekabel
– Ebookreader
– ein Funktionshandtuch (für spontane Bäder oder auch erste Hilfe)
Unnötig aber total fancy:
– Selfiestick
– Ministativ
– Löffel zum Ausklappen (wenn wir ihn nicht mitnehmen, wird er ganz sicher sehr dringend irgendwo gebraucht werden. Und er ist ja nicht schwer.)
Dazu kommt noch der Wanderproviant. Den beschreibe ich aber in einem eigenen Artikel.
Der Gatte wird einen Rucksack tragen, ich nur ein Hipbag mit vielen kleinen Taschen und einer Halterung für eine Wasserflasche. Sehr schick, zeige ich demnächst mal.
Und weil wir ja den gar nicht mehr so kleinen Hund mitnehmen, verzehnfacht sich (gefühlt) unser Gepäckvolumen.

Für die Anreise haben wir, neben ihrem Halsband, eine Gurt gerichtet. Außerdem eine kurze Leine (für im Zug oder überall dort, wo Lola „bei Fuß“ bleiben muss) und eine Schleppleine, wenn Freilauf nicht möglich ist. (auf Kuhweiden usw.) Ebenfalls gerichtet: ein Maulkorb. Diesen muss sie tragen, wenn Mitreisende im Zug dies fordern. (hoffentlich nicht, sie mag ihn nicht.)
Für die Übernachtungen haben wir eine Isomatte zugeschnitten. Ich habe einen Bezug genäht, die Oberseite ist aus Flanell, die Unterseite aus beschichtetem Stoff. Und für ein Stückchen daheim nehmen wir ihr Welpendeckchen mit.
Das schwerste Gepäckstück (ein Hurra für den Gepäcktransport!) ist der Sack Hundefutter. Dazu kommen diverse Leckerlis, die sie hier auch über den Tag bekommt.
Für unterwegs haben wir eine Wasserflasche (wobei Lola am Liebsten aus Pfützen trinkt. Außerdem hoffen wir auf Bäche, Quellen und Tränken) und einen – Achtung, SO fancy – Faltnapf.
Eine Rolle Kackbeutel, ein kleines Handtuch und ein Erste-Hilfe-Täschchen mit Zeckenzange und selbsthaftendem Verbandszeug.
Und ein Spielzeug für die abendliche zerr-renn-fang-und-ausflipp-Runde.
*****
Eine Menge Zeug und wie oben geschrieben: der Gepäcktransport verführt gerade bei der Anzahl der Kleidungsstücke zu „ach, nehme ich halt noch eins mit“ zu sagen. Die Merinoshirts, auf die wir beide mittlerweile schwören, kann man nämlich prima vier Tage tragen, ohne dass sie stinken. Man riecht ein bißchen nach nassem Schaf, aber zumindest in Irland war das kein Problem :)
Am Schwierigsten beim Packen für mich ist die Wetterungewissheit. Ich mag frieren überhaupt nicht und versuche deshalb immer Kleidungsstücke einzupacken, die ich notfalls alle übereinander tragen kann, ohne mich wie eine bunte Presswurst zu fühlen. Große Hitze mag ich beim Wandern übrigens auch nicht, denn dann erinnere ich mich an die Wanderung auf dem Rheinsteig, die mit einem Hitzschlag samt Fieber und Schüttekfrost endete. Bitte 22 bis 25 Grad, dazu ein laues Lüftchen. Gerne gemäßigte An- und Abstiege und phänomenale Fernsicht. Und Gepäcktransport. (immerhin Letzteres ist uns gewiss)
Vorfreude!
(morgen richten wir dann den Reiseproviant, ich berichte!)
Herausforderungen
19. Juni 2018
Vor ein paar Tagen las ich einen empörten Tweet: 14jährige mussten einen Ausflug mit den Fahrrädern machen, 70 Kilometer durch ein Mittelgebirge, sechs Stunden unterwegs, bei dieser Hitze! Alle Kinder total erschöpft, mussten daheim erstmal ganz viel trinken und schlafen.
Die Reaktionen darauf reichten von „unverantwortlich von dem Lehrer!“ über „direkt melden/Gespräch suchen/mit dem Direktor reden/anzeigen“, „das ist Körperverletzung!“ schrie man und dann gab es die unflätigen Gewaltausbrüchen, die ich hier nicht zitieren werde. Einige zaghafte Ansätze in Richtung „naja, über einen ganzen Tag ist die Distanz doch zu schaffen“, gab es auch, diese wurden aber im Zuge der allgemeinen Empöria direkt abgebügelt, ein Ausflug über maximal 20 Kilometer sei ja wohl absolut ausreichend!
Weil ich von Diskussionen bei Twitter nichts halte, denn diese führen unweigerlich zu heftigen Missverständnissen, ich aber eine (andere) Meinung habe, schreibe ich halt hier, ganz in Ruhe.
Eine Radtour über 70 Kilometer, bergauf und wieder bergab, ist schon eine stolze Strecke. Keiner der Empörten hatte auch nur ein Wort des Lobes bezüglich der Leistung der Radler. Denn: alle kamen an! Das ist großartig, dass es alle geschafft haben, obwohl wahrscheinlich manche eher untertrainiert sind, andere ein schlechtes Rad hatten und mindestens fünf gigantische Rennmaschinen fuhren, ohne Kenntnis der richtigen Handhabe bezüglich Schaltung der 56348 Gänge derselben. Alle 14jährigen radelten einen ganzen Tag lang, strampelten Berge hoch und rasten sie auf der anderen Seite wieder runter, schwitzten wie verrückt, hatten vermutlich Wadenschmerzen und einen wunden Hintern, kamen fix und fertig daheim an und hatten wahrscheinlich am nächsten Tag neben einem Muskelkater auch eine gute Portion mehr Zusammenhalt. Und wenn letzterer vielleicht nur über „der bescheuerte Lehrer XY, der alte Schinder“ zustande kommt, egal. Alle haben es geschafft, wie toll!
Ließe man die Empörten einen Ausflug planen, sähe dieser womöglich so aus: Wir radeln gemeinsam auf den Grillplatz der Nachbargemeinde (Distanz: zehn Kilometer). Die freundlichen Eltern A und B haben dort einen kleinen Imbiss vorbereitet (für Getränke- und Essensspenden bitte in der beiliegenden Liste eintragen). Gegen 14:00 Uhr treten wir den Rückweg an. Liebe Eltern, sorgen Sie bitte für angemessenen Sonnenschutz und ausreichende Getränke (am Besten Wasser wegen der Wespen), das Wetter soll sehr warm und sonnig werden.
Das ist ein Ausflug, bei dem 14jährige schon beim Lesen der Planung gähnen, ein Ausflug, so spannend wie Briefschach. Da gibt es keine Herausforderung, da kommt man nicht mal in die Nähe seiner Grenze, geschweige denn, dass man mal zwei Schritte drüber geht. Das ist Schulalltag halt ohne Klassenzimmer. Und garantiert nicht das, wovon man seinen Enkeln mal erzählt, im Sinne von „als ich in eurem Alter war, radelten wir mal bei glühender Sonne SIEBZIG Kilometer in den Bergen herum, DA waren wir fertig und wussten, was wir geschafft haben!“
Vor lauter „wir müssen alles kontrollieren und unsere Kinder beschützen“ nehmen wir ihnen leider auch die Chance, ein paar aufregende Sachen zu erleben, sich zu spüren und ein echtes Erfolgserlebnis, das nichts mit einer guten Note oder einem Levelaufstieg zu tun hat, zu erfahren. Das ist schrecklich schade und nicht wieder gut zu machen.