Gespräche mit Lehrern
5. Februar 2010
können wahnsinnig ermüden.
Es ist unwahrscheinlich schwer, höflich und sachlich zu formulieren, dass zwei Drittel der Schüler angepisst sind, wüste Flüche ausstoßen und sich mittlerweile über die Mücke an der Wand aufregen.
Es ist unwahrscheinlich schwer, von diesen Schüleraussagen den (Massen)Hysteriefaktor abzuziehen und das eigene, mitleidende Mutterherz abzuschalten.
Es ist unwahrscheinlich schwer, Eltern zuzuhören und den (Massen)Hysteriefaktor abzuziehen und die eigene Wut und Hilflosisgkeit beiseite zu schieben.
Es ist unwahrscheinlich schwer, alle Seiten zu hören, zusammenzufassen und eine klare Meinung zu finden. Und diese auch äußern zu können.
Es hilft, wenn man ein bißchen Fachtermini ins Gespräch werfen kann und wenn man, nach ausdrücklicher Aufforderung Tacheles zu sprechen, sagen kann: es ist unwahrscheinlich anstrengend Ihnen zuzuhören, weil Sie ohne Punkt und Komma von einem Thema zum nächsten springen, ohne Möglichkeiten zur Erwiderung oder Gesprächsbeteiligung zu bieten.
Elternabend demnächst, Moderation in den Händen der Klassenelternsprecher. Gratwanderung zwischen aufgebrachten Eltern und einer in zweierlei Hinsicht verständnislosen Lehrkraft. Was freu ich mich darauf. Aber immerhin: das Schlußwort mit Ausblick haben wir schon vorformuliert. Hoffentlich passt das dann auch.
Abendsachen
4. Februar 2010
Ich will ja nicht jammern oder schimpfen, aber dieses #*@°%Handgelenk ist schon wieder kaputt. Es lässt sich nicht schmerzfrei bewegen und wenn ich auf diesen einen Punkt drücke, tut´s ausgesprochen doll weh. Auslöser diesmal wahrscheinlich das Hochwuchten von Töchterleins Trolley. Mindestens zwei Handknöchel sind ausgekugelt.
Jetzt kann ich warten, bis es zufällig mit richtiger Handbewegung „knackknirschplopp“ macht und alles wieder gut ist oder kann mich als Notfall zwei bis drei Stunden zum Orthopäden ins Wartezimmer setzen, mich röntgen lassen, eine Gipsschiene kriegen und eine Überweisung zum Osteopathen erbetteln. Weil der hat mich letztes Mal ja auch binnen von vierzig Sekunden geheilt. Ganz einfach, ohne röntgen. Leider kann ich da nicht einfach so hingehen, zum Herrn Osteopathen, weil der in einer Praxis für Physiotherapie arbeitet und permanent ausgebucht ist.
Es ist ein Elend mit den Gelenken.
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Seit ein paar Wochen halte ich es für eine großartige Idee, unsere vollgekruschte Küche mit einem weiteren Küchengerät vollzuräumen. Eine Eismaschine soll es sein, weil ich mir einbilde, dass ich gar köstliche Eiskreationen damit zaubern könnte, die es uns ersparen, völlig überteuertes Eis vom Eismann unten am Rhein zu kaufen oder weitestgehend geschmacksneutrales Eis mit verdächtigen Inhaltsstoffen aus dem Supermarkt erstehen zu müssen.
Und jetzt Sie:
[ ] Frau … äh … Mutti, lassen Sie das. So eine Maschine steht im Weg rum, staubt zu und dient irgendwann nur noch als Auffangkorb für Hager&Mager-Kataloge und Spendenbettelbriefe der SOS Kinderdörfer.
[ ] Frau … äh … Mutti, selbstgemachtes Eis ist gar köstlich, jedoch kostet Sie die Zubereitung des Eises die Hälfte Ihrer Lebenszeit, die Sie sinnvoller einsetzen könnten, indem Sie zum Beispiel endlich mal Ihre Kinder ordentlich erziehen, Ihren Haushalt auf die Reihe bringen, Ihren Garten pflegen und einen Bestseller schreiben.
[ ] Frau … äh … Mutti, ich habe eine Eismaschine und Sie ja nicht. Ätsch!
[ ] Frau … äh … Mutti, ich kann Ihnen eine Eismaschine uneingeschränkt empfehlen. Am Besten das XYZ-Modell. (Und wenn Sie das dann richtig gut beherrschen und die feinsten Gaumenschmäuse produzieren, lade ich mich in Ihre Hollywoodschaukel zu zwei Bällchen Walderdbeereneis ein)
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Ebenfalls für eine großartige Idee halte ich es, nach Fastnacht ein paar Tage zu fasten. Einfach um zu erleben, ob ich das kann. Diese Idee ist noch nicht so ausgereift wie die Eismaschinen-Idee, die ja obendrein völlig ins Gegenteil geht und ich weiß auch noch garnicht, ob ich das jemals verstehen werde, wann man welchen Tee und welchen Gemüsesaft zu sich nehmen darf und ob das mit dem Glaubersalz wirklich sein muss und ob ich nicht besser auf den Sommer warte, weil ich sowieso eine völlige Frostmotte bin. Ich denke. Und ich werde, falls ja, ganz sicher berichten.
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In drei Stunden reist das Töchterlein ab. Sie hat sich einen Reiseproviant gepackt, der mich völlig entspannt lächeln lässt, der Bus kann zwei Tage einschneien und keines der festsitzenden Kinder wird hungern müssen. Sie hat sich davon überzeugen lassen, dass vier Pullover ausreichen, um eine achttägige Freizeit ohne Frostbeulen zu überleben und hat davor einige Paar Socken mehr eingepackt. Einen Föhn konnten wir noch in die letzte Kofferlücke quetschen, direkt neben den Kulturbeutel. Dieses Quetschen führt eventuell dazu, dass alle Duschgel- und Schampooflaschen platzen, aber das bemerkt Töchterlein ja erst, wenn sie weit genug von mir entfernt ist und meine Trommelfelle in Sicherheit sind.
Ach ja. Mein Mädchen wird mir fehlen.
Reisefieber
4. Februar 2010
Das Töchterlein reist heute ab, um Mitternacht, in die Skifreizeit.
Sie leidet unter gar fürchterlichem Reisefieber, was dazu führt, dass sich ihre Brüder vor ihr in ihren Zimmern verstecken und ich sie wahlweise sofort loswerden oder lieber überhaupt nie aus meinen Armen lassen will.
Vorerst werde ich mich ebenfalls in meinem Zimmer verstecken.
Mama!
3. Februar 2010
spricht das jüngste Kind, „Ich spür meinen Puls im Auge“
„Oh. Äh?“, erwidert Frau … äh … Mutti.
„Ja, genau so als ob da irgendwas aufgeplatzt wäre.“
(viele bunte Bilder gerade in meinem Kopf. Urx.)
(das Auge ist völlig in Ordnung)
alt. Ich werde alt.
3. Februar 2010
Heute sollte der Tag sein. Der erste Tag in meinem neuen, sportlichen Leben.
Der süßen Stimme der Produkttesterei war ich erlegen, hatte mir ein upgrade für mein tägliches workout-Programm schicken lassen – und sitze nun hier auf dem Sofa. Links von mir die Kaffeetasse, rechts von mir der bollernde Ofen.
Bevor ich nach Berlin fuhr, hatte ich mir das Programm hübsch personalisiert. Hatte mein Gewicht gebeichtet, meine Größe verraten, meine Trainingstage festgelegt und wollte loslegen. „Heute ist dein trainingsfreier Tag!“, meldete mein Programm und das war auch gut so, ich wollte ja noch packen.
In Berlin bestand mein Training aus Trolleyzerren durch Schneewehen und dem Hoch- und wieder Runterrasen von Treppen zur U-Bahn, zur Wohnungund wieder zurück. Die Kaumuskulatur wurde mächtig beansprucht, genauso wie die Muskeln, die Schwatzen und Lachen ermöglichen.
„Morgen!“, dachte ich gestern abend , kurz vor dem Einschlafen, wenn gute Vorsätze so leicht sind, „Morgen fange ich wieder an! Da gebe ich 110% und tue einfach alles, was der Computer da verlangt.“
Tue ich nicht, weil ich bin alt. Das Zerren des Trolleys (und runter/raufschleppen von annähernd 20Kilo zur U-Bahn oder Zug) fordert Tribut. Rippen und Rücken schmerzen, als habe ich im Sessel geschlafen. Was ich nie tun würde, weil ich hab ja ein tolles Bett. Und da jetzt jede Drehung oder Beugung meines grazilen Körpers ziept, lasse ich das heute einfach sein, das Hüpfen vor, neben und auf dem Balance Board (da darf man eh nie drauf hüpfen, auf dem Board), das Dehnen und Stretchen der Muskulatur und das lustige Verknoten der Arme mit dem roten Gummiband.
Vielleicht backe ich stattdessen ein paar Muffins. Oder einen Kuchen. Das ist ja auch so eine Art workout. Morgen klappt das mit dem Taining leider auch nicht, weil da kommt Oma Eis zum Frühstück und später muss ich Töchterlein am Ausflippen hindern, morgen abend geht´s los zum Skifahren. Freitag kommt die Mutter der allerbesten Tochterfreundin und der Wochenendputz steht an. (der ein gar wunderbares workout ist, sogar mit direkt sichtbaren ergebnissen wie runzeligen Händen oder glänzenden Böden). Am Samstag will ich streichen, am Sonntag feiert Oma Eis einen runden Geburtstag.
Montag. Montag ist der erste Tag meines neuen, sportlichen Lebens. Darauf noch einen Kaffee. Weil den Konsum will ich ja auch reduzieren. Und ein Stück Schokolade. Vorsichthalber.