Gegen Herbstdepressionen
27. August 2007
Man nehme:
1 Stück Lacktischdecke, einen wildgeblümten Kopfkissenbezug von irgendwann, einen weißen Knopf, ein Reflektor-Flugzeug, orangefarbenes Nähgarn:
schreib ich, schreib ich nicht, schreib ich …
27. August 2007
Sabine gibt das Bloggen auf. Nicht weil sie nicht mehr wüsste, was sie schreiben könnte, sondern weil es die Familie wünscht. Sie ist traurig darüber.
Und wieder einmal stelle ich mir die berühmte Frage: Warum eigentlich bloggen?
Mittlerweile schreibe ich schon einige Jahre beinahe täglich mehr oder weniger interessante Beiträge für die neugierigen Leser da draußen. Unter verschiedensten Namen, bei verschiedenen Anbietern eigentlich nur über ein Thema: mich. (meine Familie, mein Haus, mein Garten, meine Kater, mein Befinden, meine Näherei, mein Wetter, meine Ungeschicklichkeit, mein dies, mein das) Anfangs lasen eine gute Handvoll Interessierter meine Ergüsse, mittlerweile habe ich über tausend Zugriffe am Tag und das ist nicht nur Herr Gugel, der neugierig ist.
Schreibe ich nur für diese Leser? Will ich viele Kommentare haben, weil die mir das Gefühl geben, dass ich a)toll schreibe, b) interessant schreibe und/oder c) nicht alleine bin mit meinen Alltagskatastrophen?
Wahrscheinlich.
Aber warum schreibe ich überhaupt? Genauer: Warum veröffentliche ich überhaupt? Lasse wildfremde Menschen teilhaben an mehr oder weniger intimen Familiengeschehen?
Es gab mal eine Zeit, da behauptete ich steif und fest, dass ich blogge, weil es mir hilft, meine Gedanken zu sortieren und meinen Frust abzulassen.
Pah, typische Ausrede. Ich sortiere höchstens unterwegs irgendwelche Ereignisse, damit ich sie später bloggen kann. Und den Frust lasse ich auch nicht im Blog, denn wer weiß, wer das liest und sich denkt, dass die Frau … äh … Mutti wohl doch nicht so perfekt ist.
Warum dann das Ganze?
Bin ich exhibitionistisch veranlagt? Ein bißchen. Bin ich verrückt nach Anerkennung und Lob? Ein bißchen. Bin ich eine alte Angeberin? Ein bißchen. Fishing for compliments? Ein bißchen. (an dieser Stelle ließe sich Folgendes hübsch einfügen: Wenn ich das Gefühl habe, irgendwelchen Kram vor mich hinzublubbern, der weder die Welt verändert noch das Wetter, sondern einfach nur belanglos und somit überflüssig ist, warum steigen dann die Leserzahlen meines Blogs kontinuierlich?)
Ich finde für mich keine Antwort. Vielleicht haben Sie da draußen eine? Hätte ich jetzt so ein schickes Umfrage-Formular, könnte ich es Ihnen ganz leicht machen. So aber bitte ich Sie um drei, vier klärende Worte in den Kommentaren:
a) Warum bloggen Sie?
b) Fehlt Ihnen was, wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht bloggen können?
c) Würden Sie auf der Straße einem wildfremden Menschen erzählen, dass sie gerade mit dem Gedanken spielten, Ihr Kind an einer Autobahnraststätte auszusetzen? Warum?
d) Wenn Sie beim Einkaufen zu einer Umfrage über das Thema, sagen wir mal „Schlafgewohnheiten“ gebeten werden – steigen Sie freudig ins Gespräch ein und beantworten unzählige Fragen? Warum?
e) Wenn man Sie bittet, das Photo Ihres Kindes, auf dem es so eine wunderbare Zornes-Schnute zieht, auf der Plakatwand gegenüber der Bushaltestelle auszustellen – sagen Sie vorbehaltlos ja? Warum?
Ich weiß nicht genau, wo diese Fragen herkommen, vielleicht hat mich das Telefonat mit Sabine wirklich sehr nachdenklich gemacht. Und die derzeit herrschende Blog-Unlust oder -Unzufriedenheit, die mich befallen hat. Ich vergesse zu oft, dass nicht nur Frau Jette, Frau Miest, Frau Brüllen und Frau Traumberg hier lesen, sondern auch Frau „ich hasse die Mutti schon lange“, Frau „ich gönne Mutti garnix“ und Frau „die Mutti schreibt so dämlich, es ist immer wieder eine Wonne sich darüber aufzuregen“.
Aber allein beim Gedanken daran, dass ich dieses Bloggerei einfach aufhören könnte, krieg ich Verlassensängste Verlustgefühle. Merk-wür-dig.
Frau … äh … Mutti allein daheim
25. August 2007
Die Familie zog es nach Manderscheid zum Ritterfest, Frau … äh … Mutti zog es in die Farben und Lacke -Abteilung des örtlichen „wir haben einfach alles“-Ladens.
Jetzt ist die Küche nicht mehr blau sondern tiefrot und hätte ich Pinsel und Rolle nicht schon ordentlich ausgewaschen, müsste auch der Essplatz erröten. Da die Familie aber erst morgen am Spätnachmittag wieder heimkehrt, habe ich noch ausreichend Zeit, um Pinsel und Rolle wieder zu trocknen und vielleicht nochmals zu gebrauchen.
Strohwitwe und -mutter zu sein ist wundervoll.
Wie gewonnen, so zerronnen
24. August 2007
Mit großen blauen Augen, in denen Tränen schimmern, schaut mich das Töchterlein an und sagt: „Ich hätte soooo gerne dein Zimmer, Mama!“
Frau … äh … Mutti überlegt kurz und antwortet: „Aber du hast DEIN Zimmer doch erst ein knappes Jahr? Was ist daran verkehrt?“
Töchterlein: „Das ist im Keller*, dort ist es so kalt und ich bin immer so allein.“
Frau … äh … Mutti zückt den Zollstock, tauscht im Geiste ihr Sofa gegen Töchterleins Bett, ihren Nähtisch gegen Töchterleins Schreibtisch, schiebt ein paar Kommoden hin und her, räumt Aktenordner in ein anderes Regal, entwirft einen begehbaren Kleiderschrank samt Kuschelecke, nickt und verspricht es dem besten Vater ihrer Kinder schonend beizubringen.
Was nun geschehen ist.
Seufzend hat er den Kopf über seine Weiber geschüttelt, kurz nachgemessen, ein paar pfiffige Ideen gehabt, das Computerspielregal auch noch gut untergebracht und einem neuen Bodenbelag zugestimmt.
Demnächst dann. Frau … äh … Mutti muss in den Keller*. (Hauptsache das Kind ist glücklich und Mutti darf nähen.) Jetzt werde ich es dem Kind erzählen, damit es sich nicht, wie jede Nacht zuvor, in den Schlaf weinen muss, das arme Mädchen, das im Keller* leben muss.
*unter der Terrasse, neben unserem Schlafzimmer
Fertig!
23. August 2007
Sehr glücklich, sehr stolz.
(nur ein bißchen pink)