Kinderkram.
16. August 2011
„Wir haben heute einen Vokabeltest geschrieben“, sprach der Jüngste neulich beim Mittagessen, „und man konnte sich aussuschen, ob man die Note haben will.“
„UUUND? Was haste?“, fragte Frau … äh … Mutti, nur leicht angespannt, denn wir haben ja schon die gesamte Notenbreite durch.
„Eine zwei …“, erwiderte das Kind und Frau … äh … Mutti brach in ungehemmtes Freudengeheul aus, „… aber ich hab sie nicht gewollt.“
„…?!!“, fassungsloses Schweigen am Mittagstisch, auch bei den größeren Geschwistern.
Er habe sich eben gegen die zwei im Englischvokalbtest entschieden. Basta.
(nach einem kurzen Gespräch war er zu überzeugen, dass man eine zwei IMMER mitnehmen muss, für schlechte Zeiten halt.)
(der Lehrer hatte sie ihm bereits eingetragen, erfuhren wir einen Tag später.)
(dass ich noch nicht schlohweiß auf dem Kopf bin, das wundert mich doch sehr.)
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Der Große hat theoretisch als Oberstufenschuler auch nachmittags Unterricht. Praktisch sieht es derzeit so aus, dass er maximal fünf Stunden Unterricht am Tag, der Rest fällt aus. Er frohlockt, mir schwant Übles, denn der Stoff muss ja irgendwann aufgearbeitet werden.
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„Komm Tochter, wir bastlen dir mal einen facebook-account, damit du endlich mal technisch und zwischenmenschlich-kommunikativ up-to-date bist!“, quälte Frau … äh … Mutti das Töchterlein ein paar Wochen lang. So lange, bis sie endlich nachgab.
Jetzt hat sie einen account, viele, viele Freunde und ich muss mir überlegen, welche Benutzungsregelung ich einführe, denn Hausaufgaben mit gleichzeitigem chatten will mir nicht so recht gefallen. Selbsteingebrockte Suppe, die ich da auslöffeln muss.
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Der Große fährt mit dem besten Vater meiner Kinder am Wochenende nach Köln zur gamescom. Er freut sich sehr und hat noch nicht realisiert, dass er als noch 15jähriger wohl gar nicht die Spiele ausprobieren kann, die er schon seit einem Jahr spielt. Für das blaue Bändchen sehe ich also schwarz, trotz Elternbegleitung.
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Und nochmal der Große: Wo bekomme ich eine gescheite Jacke für den Knaben her? Wasserdicht muss sie sein, gerne eine 3in1-Jacke, der Preis spielt mittlerweile fast keine Rolle mehr :/ , denn es ist sehr schwer, etwas zu finden. Er ist knapp 1,90m und dünn. Jacken in XL schlackern an ihm herum und die Ärmel sind trotzdem zu kurz. (XXL-Jacken sind nur weiter, die Ärmellänge bleibt gleich) Gegen angehäkelte Ärmelverlängerungen in hübscher Kontrastfarbe wehrt er sich trotzig, aber vielleicht kennen Sie ja das Fachgeschäft für langarmige Menschen?!
!
15. August 2011
Samstag abend sagten wir:“Großartig, dass es erst Samstag abend ist, denn jetzt haben wir den ganzen Sonntag noch vor uns.“
Und als wir Sonntag abend hinten im Garten im Sonnenuntergang auf dem Bänkchen saßen, stellten wir fest, dass ein paar freie Tage uns nach einem recht arbeitsamen Wochenende sehr gefallen würden. Nix zu machen. Dafür ist der Holunder, der am Umstürzen war, gefällt und beinahe alle Äste und Zweige sind kleingesägt oder in Grünschnittsäcken verstaut. Jetzt ist im Garten eine große Lücke und ich weiß noch nicht, wie ich sie füllen soll.
Die andere Großbaustelle am Haus ist unverändert, die freigegrabene Wand wartet auf verlässlich-gutes Wetter, bitte nur zwei Tage Sonnenschein oder wenigstens trocken hintereinander, damit diese vermaledeite Grundierung auf die Wand geschmiert werden kann. NOCHMAL aufgeschmiert werden kann, denn die letzte Grundierung hat ein Regenschauer säuberlich wieder abgewaschen. Nix als Ärger, mit so einer Grünen Villa im Regen.
Apropos Regen: draußen riecht es nach Herbst und außerdem hat die Weinlese begonnen. Ich fühle mich um den Sommer betrogen und bestehe wenigstens auf einen sonnigen Herbst, denn da gibt’s noch ’ne Menge zu tun, bevor im nächsten Frühjahr Frau Leuthäuser-Scharrenberger und ihre Freundinnen einziehen dürfen. Und irgendwann, so in zehn, elf Wochen vielleicht, begrüßen wir etwas Kleines, Plüschiges, Rotes in der Grünen Villa. Derzeit ist es noch namenlos, aber trotzdem mit Vorfreude erwartet.
Mal wieder in der großen Stadt,
11. August 2011
diesmal mit Mme Ouvrage in der hessischen Landeshauptstadt. Aber nicht etwa um fröhlich zu bummeln, sondern mit dem großen Ziel, den perfekten Stoff für künftige Kleidungsstücke zu finden.
Mme Ouvrage und Frau … äh … Mutti haben nämlich beschlossen, künftig weniger Kinder für sich nähen zu lassen und deshalb haben sie sich in einen echten Nähkurs eingebucht. „Kann ja nicht so schwer sein, dieses Klamotten nähen, das machen so viele Menschen.“, war der Gedanke hintendran.
Das Problem allerdings ist die Entscheidungsfindung. Was will ich mir denn nähen? Röcke kann ich schon, das gilt nicht. Shirts kann ich theoretisch auch, fehlt nur praktische Übung (und endlich ein Packen hübscher Jerseys). Hosen kann ich nicht, aber der beste Vater meiner Kinder zieht ein langes, enttäuschtes Gesicht, wenn ich Hosen anziehe, muss ich erst gar nicht anfangen, mir welche zu nähen ;) Ein Kleid habe ich auch schon mal genäht und dann zwei mal angezogen, bevor es zur Schrankleiche wurde. Irgendwas schwebt mir vor, originell, gemütlich, kaschierend und die Vorzüge betonend. Also nähe ich mir jetzt einen Mantel, da im Nähkurs. Ich habe eine Menge orangefarbenen Samt daheim und tatsächlich habe ich heute wundervoll roten Satinfutterstoff gefunden. Ausserdem mussten zwei Meter petrolfarbenes Leinen mit, noch gänzlich ohne Plan, was daraus werden soll. Vielleicht ein Rock?
Ob das mit dem Mantel nicht vielleicht doch ein zu ehrgeiziges Projekt ist, wird sich dann zeigen. Im Café vorhin warf ich zum ersten mal einen Blick auf die Nähanleitung. Die habe ich bisher stets ignoriert und nur auf die Anzahl der Schnittteile geachtet. (die Anzahl schien mir überschaubar) Stülpen, steppen, verstürzen und die Armkugel messen. Echtes Fachchinesisch und ich bin geneigt, den Rückzieher zu machen und stattdessen … ein Röckchen zu nähen?
Mme Ouvrage ist ähnlich unentschlossen, schwankt zwischen Kleid, Tunika und Rock, Leinen, Cord oder doch was anderes? Um uns inspirieren zu lassen, schauten wir in Schaufenster und stöberten in einem Laden voll dänischer Schätze. Was uns gefiel, gehört leider nicht in die Kategorie „schnell mal genäht“ und schon gar nicht in die Kategorie „schnell gekauft“, knapp 280,- Euro für ein Oberteil übersteigen jedes Limit. Sind aber doch auch ein Ansporn, das mit dem Klamotten nähen endlich zu schaffen.
Ende August geht der Kurs los. Ich habe beinhae so etwas wie Lampenfieber. Und Angst mich zu blamieren.
Ach, ach. Kopf aus.
Okeee …
10. August 2011
Kennen Sie dieses langgezogene „okeee …“ als Reaktion auf irgendetwas Neues, nie Dagewesenes im Haus?
Ich kenne das ziemlich gut, denn meine Kindelein schenken mir diesen Laut recht häufig. Heute zum Beispiel werde ich ihn ganz sicher wieder hören, denn im Kühlschrank lagen ein paar Sachen herum, die dringend weg mussten. Gnocchi zum Beispiel. Und ein halber Becher Schmand, ein Stück Käse und im Vorratsschrank vier getrocknete Tomaten. Das hab ich alles mit einer handvoll Basilikum, ein paar geschälten Tomaten aus der Dose und ein bißchen Salz, Zucker, Pfeffer vermischt und über die gekochten Gnocchi gekippt. In ein paar Minuten muss das in den Ofen, damit der Käse bräunt und knusprig wird. Restekochen heisst das hier und das ist gefürchtet. Genauso wie die Aussage „ich hab da ein Rezept gelesen und das klang gut“, weil diese Aussage führt zu experimentellem Kochen, bei dem das Ergebnis überhaupt nichts mehr mit dem Ursprungsrezept zu tun hat, weil ich statt Hirse zum Beispiel nur Polenta im Haus habe, Fleisch durch eine Stange Lauch ersetzt wird und das Ganze in den Ofen statt in den Schmortopf kommt. Meistens schmeckt das Ergebnis erstaunlich gut, mindestens zwei Dritteln der Familie und das genügt mir. Nur ein einziges Mal schmeckte es ganz fürchterlich und deshalb sind „Wirsingbällchen“ in der Grünen Villa ein rotes Tuch.
Beim Schreiben ist es genauso, denn eigentlich wollte ich über „okeee …“ schreiben und nicht über mein kreatives Talent in der Küche. „okeee …“ wurde nämlich nur deshalb geboren, weil ich mir würgeähnliche Laute und negative Kommentare wie „das schmeckt nicht“ verbat. Erstere sind grässlich anzuhören, letztere einfach zu allgemein. Und überhaupt: niemand kocht so toll wie Mama. Basta.
„okeee …“ ist also ein reiner Höflichkeitslaut.
„Und, ihr Lieblingskinder, wie schmeckt es euch?“
„Och ja … okeee …“
Manchmal wird es auch abwartend-misstrauisch eingesetzt, beispielsweise wenn Frau … äh … Mutti strahlend verkündet, sie habe eine tolle Idee für’s Wochenende.
„okeee …?“
Sie kennen mich zu gut und wissen, dass meine guten Ideen häufig nicht ihre guten Ideen sind, vor allem dann, wenn sie Dinge wie „alle gemeinsam aufräumen, putzen, durch die Bude wirbeln, Staubwischensaugen“ enthalten. Oder „Unkraut jäten, umgraben, Äste kleinschneiden und Brennnesseln rausreissen.“ umfassen. Um aber der Moralkeule „wir leben hier zusammen und jeder muss etwas dazu beitragen, damit es allen gut geht und warum soll ich immer alles alleine tun, wo ich doch dauernd frischoperiert bin!?“ zu entgehenden, die bei bei sofortiger Ablehnung geschwungen würde, kommt … „okeee …?“
Frau … äh … Mutti setzt „okeee …“ mittlerweile selbst ein. Morgens zum Beispiel, beim Blick aus dem Fenster:“okeee … es regnet. Wieder. Das ist bestimmt für irgendwas gut.“
Oder auch bei „Eine vier. Okeee … immerhin.“
Okeee … diesen Beitrag jetzt zu einem runden Ende zu bringen ist schwer, zumal ich gar nicht mehr weiß, weswegen ich ihn begonnen habe. Möglicherweise deshalb, weil im Radio dieses mir verhasste „hallooOO?!“ (Sie wissen schon, dieses empört-genervte) benutzt wurde. Das gibt’s bei uns nämlich nicht.
Und Sie so? Benutzt man bei Ihnen auch Verlegenheitsfüllwörter?
So wie immer.
9. August 2011
Seit die Kindelein aus dem Zeltlager zurück sind, ist es aus mit der Ordnung im Haushalt. Der „ich war´s nicht!“ verkrümelt wieder den Tisch ohne ihn abzuwischen, der „immer ich!“ lässt seine Klamotten im Bad liegen und der „keine Ahnung!“ hat sämtliche Regeln im Haus vergessen. Der Kühlschrank ist wieder gestopft voll, genauso wie das Geländer im Wintergärtchen, auf dem sämtliche Duschhandtücher versuchen zu trocknen. Im Flur stehen mindestens zwanzig Paar Schuhe und die Spülmaschine muss wieder zweimal am Tag laufen, statt alle zwei Tage.
Sie sind wieder da und das ist ja auch gut so.
Trotzdem ist es natürlich gar nicht so schlimm, dass ziemlich gleichzeitig mit Ende des Zeltlagers die Schule wieder begonnen hat. Und so wie es aussieht, hat das Töchterlein eine Menge guter Lehrer erwischt und die eine Lehrerin, die lieber singt, statt zu unterrichten, abgeben können. Beim Jüngsten wird es spannend in diesem Jahr, da er durch alle Wahlpflichtfächer, die ab Klassenstufe 7 zu wählen sind, schnuppern wird. Der Hauswirtschaftsteil wird es wohl eher nicht werden, unke ich bereits jetzt bedauernd. Der Große hat seinen prallen Oberstufenplan und ist hochmotiviert, weil er tatsächlich seinen Lieblingslehrer als Kursleiter erwischt hat. Neu ist der Nachmittagsunterricht und mein Mutterherz blutet, weil er heute ohne zusätzliches Futterpaket losgezogen ist. (allerdings klappt das mit dem Einkaufen doch schon seit Jahren verlässlich und sowohl Bäcker, als auch Metzger sind um die Ecke. Schweig still, mein Herz.)
Im Zeltlager sind die Kindelein gewachsen. Ich weiß nicht, wie das geht, aber sie komen wirklich jedes Jahr nach zehn Tagen frischer Luft, wenig Duschwasser und kreativer Ernährung mindestens drei Zentimeter größer nach Hause. Sie ahnen wahrscheinlich auch, worauf ich mich in nächster Zeit freue? Richtig. Klamottenkaufen. Hurra. Töchterlein hat festgestellt, dass ihr wirklich nichts mehr passt (glatt gelogen) oder gefällt (bedenklich, aber scheinbar wahr) und ich habe sie auf den nahenden Geburtstag vertröstet. Der große Sohn hat nur wortlos seine Arme gehoben und demonstriert, was bauchfrei bedeutet. Lediglich der Jüngste sagt „das geht doch noch“ und freut sich, dass die knöchellangen Hosen nun wenigstens im Bund sitzen.
(es dauert höchstens noch zwei Jahre, dann bin ich die Kleinste in der Familie und das ist eine sehr merkwürdige Vorstellung, da ich mit beinahe 1,80m meistens bei den Größten bin. Schluck.)
Bisher passiert hier nicht mehr, was mich sicherlich nicht davon abhalten wird, darüber zu berichten. Morgen oder so.