Ich nahm mir gestern abend vor, heute morgen mit dem Hund zu joggen. Und nachdem ich mich endlich unter dem kuscheligen Deckbett hervorgequält hatte, tat ich das auch. Gehen, rennen, traben – immer schön abwechselnd. Anderthalb Stunden waren wir unterwegs, ich war deutlich erschöpfter als der Hund, der fröhlich neben mir her hüpfte, während ich den Hügel hoch keuchte.

Daheim erledigte ich einen Teil der Weihnachtsgeschenke und telefonierte mit Oma Eis, die völlig begeistert aus dem Weltladen anrief: die Schaufenster werden leergekauft, wir können jede Menge Waren nachbestellen. (und ich darf wieder dekorieren). Nach ihrem Dienst schaute sie kurz rein und brachte mir Kaffee mit. Schon praktisch, so ein Einkaufslieferdienst.

Der Tag verging mit Haushaltskram und kurz vor der abendlichen Hunderunde schaffte ich es, die Küche komplett mit Weihnachtsschnickeldi vollzuräumen. Immerhin habe ich jetzt eine Art Adventskranz, die zeige ich Ihnen morgen.

Die Hunderunde fand im Dunkeln statt. Sehr aufregend, denn es raschelte und knisterte in den Wingerten. Ab und zu flog ein Käuzchen über uns hinweg und erschreckte mich zu Tode. (und prompt fiel mir jeder Horrorfilm, jede Gruselserie die ich je gesehen hatte wieder ein) Ich bog also lieber wieder Richtung Ortsmitte ab und holte den besten Vater meiner Kinder vom Bahnhof ab.

Daheim gab es das Wunschessen des Jüngsten (Farfalle al Gorgonzola) und für die Hüften eine Schüssel noch warmen Schokoladenpudding. Überhaupt Schokoladenpudding! Das allerbeste gegen Novembergrau, ehrlich!

Der Blick aus dem Nähzimmer war heute noch ganz wunderbar …


… weil der alte Kirschbaum gegen den Himmel leuchtet. In spätestens drei Tagen ist er aber auch kahl und dann beginnt der Winter für mich. (Wie jedes Jahr hoffe ich auf ein bißchen Schnee, wenigstens eine Woche lang!)

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Beim Durchsuchen der Bilder dieses Jahres für den obligatorischen Photokalender für die Großeltern, blieb ich bei den Bildern unseres Irlandurlaubs hängen. Statt am Kalender zu basteln, schwelge ich jetzt mit dem besten Vater meiner Kinder in Erinnerungen und  das vertreibt sehr zuverlässig das heutige Novembergrau!

Ich war auf alles gefasst, als ich heute morgen die Küche betrat. Immerhin hatte der Große gestern abend dort mit sehr vielen Freunden seinen Geburtstag gefeiert. (Und Trinkspiele gespielt, die ich noch ich kenne, die aber sehr interessant und nachahmenswert klingen.) Das erwartete Chaos blieb allerdings aus. Die Spülmaschine war gelaufen, was nicht hineingepasst hatte, stand ordentlich zusammengestellt darauf. Der Tisch war abgewischt, das Leergut verräumt und die Chipstüte war noch halbvoll. Großartig, er darf jederzeit wieder hier feiern.

Der beste Vater meiner Kinder und ich tranken einen Kaffee und liefen dann mit dem gar nicht mehr so kleinen Hund los. Das trübe Grau verging und die Sonne kam raus. Wir marschierten die große Runde, Lola rannte die Zeilen hoch und runter und ach … mir reicht das wirklich zum Glücklichsein: durch die Gegend stapfen, den Blick schweifen lassen, mit dem Gatten Händchenhalten und dem Hund beim durch die Gegend rasen zusehen.

Wieder daheim buken wir einen eingefrorenen Hefezopf auf und weckten die Söhne. Beide waren nicht verkatert, sondern ausgesprochen gut gelaunt – das Frühstück war gemütlich und lecker. Danach übernahm der Große zur finalen Reinigung die Küche, wir zogen uns aufs Sofa zurück. Lesen, schwätzen, Mittagschläfchen. Und danach auf ein Stück Torte und einen Milchkaffee zu Erni&Illi.

Wieder daheim blieb noch ein bißchen Zeit für das Nähzimmer und die Vorbereitung des Abendessens, bevor der Skypetermin mit der Tochter anstand. Der Opa unterbrach seinen Besuch bei seinem Bruder (der hier um die Ecke wohnt), um seine schwer vermisste Enkelin zu sehen. Eine Stunde berichteten wir uns gegenseitig die Neuigkeiten und ich staunte sehr, weil es nur ein Vierteljahr braucht, bis mein kleines Mädchen ein ganz anderes, viel tafferes geworden ist. Englisch und Afrikaans fließt ins Erzählen mit ein und sie berichtet von einer uns so fremden Welt, in der sie sich wohl mittlerweile mit Leichtigkeit bewegt. Es ist wahnsinnig schön für mich, sie zu hören und sogar zu sehen, doch ich würde sie so gerne wieder in den Arm nehmen. Und „in echt“ sehen, unverpixelt, und ihr ohne Verzögerung zuhören. Diese kluge, strahlende, hellblonde, braungebrannte junge Frau auf meinem Bildschirm ist meine Tochter. Ich platze vor Stolz und freue mich sehr, sehr auf April! (in zwei Wochen Skype wir wieder, darauf freue ich mich auch)

Auch dieser Novembertag hat es nicht geschafft, grau und trist zu werden. Ätsch.

Daheim dauert es noch ein paar Tage, bis das Weihnachtsschnickeldi aus den Kisten darf. Im Weltladen allerdings ist das anders, denn zeitig vor dem ersten Advent muss jede Menge Weihnachtsschnickeldi auf die Verkaufsfläche.

Um acht Uhr war ich mit Oma Eis verabredet, denn zu zweit macht das Umräumen einfach mehr Spaß.

Bevor das Weihnachtsschnickeldi Platz im Laden fand, mussten die drei Schaufenster leergeräumt und das, was im Schaufenster war, musste zurück in Regale, in denen erst Platz geschaffen werden musste.

Erstmal herrschte Chaos.


Ich balancierte zwischen Kisten und Kartons, mit dem Staubtuch tote Fliegen aus dem Schaufenster wischend.


Irgendwann war das Schaufenster leer, das Geschirr, das vorher drin war, sah auch im Regal hübsch aus und ich konnte in die Schnickeldikisten schauen!


So bunt, so glitzerig!

Vor einigen Jahren habe ich für den Weltladen drei künstliche Nadelbäume gekauft. Die baute ich wieder zusammen und verteilte sie  im Schauffenster. Danach durfte ich gleich drei Weihnachtsbäume schmücken.


Jede Menge Kerzen, Schüsseln, Schalen, Stehrumchen und Hänghinchens mussten verteilt werden. Zwischendurch schauten wir auch von außen, ob alles schön ist. Ob alle Figuren nach vorne schauen, ob Tassenhenkel nach rechts ausgerichtet sind, ob das Gesamtbild harmonisch und stimmig ist.

Die gesamte Ladenbreite hat eine Schaufensterfront. Da passt sehr viel hinein, gleichzeitig darf aber nicht der Blick nach innen verbaut werden.


Der Blick von innen nach außen war etwas surreal, da draußen ganz wunderbar die Sonne schien und ich mehr Frühlingsgefühle hatte, denn in Weihnachtsstimmung war.


Gegen 15:00 Uhr wurden wir dann langsam fertig. Für Schokonikoläuse, Lebkuchen und Spekulatius hatte ich besondere Präsentationsplätze gefunden,


die Regale, auf denen Geschirr und Körbe stehen sehen bunt aber ordentlich aus.

Das Weihnachtsgeschäft kann starten.

Ab dem zweiten Advent kommen noch jede Menge Krippen ins Sortiment, dann geht die Räumerei von vorne los.

Ganz neu im Sortiment und schon jetzt meine Lieblinge:


die Engel werden aus alten Schallplatten gefertigt. Fragen Sie in Ihrem Weltladen nach, der Lieferant ist El Puente. (Sie können natürlich auch direkt dort bestellen, aber ein Besuch im Weltladen ist doch prima gegen das Novembergrau!)

Freitage sind die neuen Donnerstag. Die Donnerstage waren früher super, weil die Kindelein nach der Schule die Großeltern besuchten, dort bekocht, verwöhnt und mit Himbeergeleetoasts gemästet wurden.* Abends kamen sie müde, satt und zufrieden heim und trafen auf eine glückliche, erholte Mutter, die entweder brav (und ungestört) den Haushalt gestemmt hatte (manchmal) oder das getan hatte, was sie schon lange aufgeschoben hatte. Lesen, gärtnern, nähen, umräumen, Wände streichen. (öfter)

*was freue ich mich darauf, Enkelkinder zu bekochen, zu verwöhnen und mit Himbeergeleetoasts zu mästen. Ganz ohne Erziehungsauftrag!

Die Donnerstagsbesuche beim Opa finden nach wie vor statt, doch mittlerweile (schon lange) kann ich hier machen was ich will, auch wenn die Kindelein daheim sind. Gegessen wird abends gemeinsam, niemand will „Tempo kleine Schnecke“ oder „Piraten Pit“ spielen, kein Streit muss geschlichtet, keine neue Spielidee in den Raum geworfen werden. Und Hausaufgaben gibt es auch keine mehr, nur noch Aufgaben im Haus.

Mit großen Kindern wurde unser Leben also wieder frei und leicht und deshalb zog der gar nicht mehr so kleine Hund bei uns ein. Mit ihm die tägliche Verpflichtung, zweimal täglich durch die Gegend zu stapfen. Das war womöglich nicht ganz fertig bedacht (von mir), als ich mich in das weiße, wuschelige Fellknäuel verliebte.

Aber die Freitage! Die die neuen Donnerstage sind! Freitags macht der beste Vater meiner Kinder Home Office und beginnt diesen Tag mit einer ausgiebigen Laufrunde, zu der er den Hund mitnimmt! Das bedeutet für mich: ein gemütlicher Kaffee vor dem Ofenfeuer und danach gänzlich ausgeruht (was nach der sonst üblichen acht-Kilometer-Runde am Morgen halt doch nicht mehr ist) machen, was gerade ansteht. Zur Zeit wären das drei bis vierzig Sachen im Nähzimmer für den Weihnachtsmarkt, ich erwähnte dies bereits beiläufig.

Trotz bester Voraussetzungen saß ich heute dann doch nicht an der Nähmaschine, sondern lag mit der müde gerannten Lola auf dem Bett im Nähzimmer. Die Kopfschmerzen jagten in immer heftigeren Wellen durch meinen Kopf und da half nichts mehr.

Gegen nachmittag wurden sie schwächer, nach der Hunderunde wallten sie aber erneut auf. Der laue Wind da draußen scheint schuld zu sein. Oder was auch immer.

Morgen brauche ich einen klaren Kopf, drei große Schaufenster warten darauf, mit Weihnachtsschnickeldi befüllt zu werden. Das wird bunt! Und glitzerig! Und entschädigt für den Kopfschmerztag.