Hoch die Tasse XXXV
19. August 2010
Das Wandertässchen bekam eine nicht sehr jugendfreie Füllung zum Ausklang eines fünften Geburtstages.
In zehn Minuten
18. August 2010
endet der heutige Unterricht für das jüngste Kind.
Und dann … fährt er zum allersten Mal ganz alleine mit dem Fahrrad vom Nachbarstädtchen aus nach Hause.
Ich bin nervös.
So wie damals, als ich zum ersten Mal einen Schulranzen auf Beinen daheim zum Abschied küsste, vor zehn Jahren.
(er braucht etwa zwanzig Minuten. Jede Minute, die über diese zwanzig hinaus geht, wird mich mindestens ein Lebensjahr kosten.)
((immer wieder diese Wurzel/Flügel-Geschichte mit den Kindern))
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Er kam an und ich habe lediglich sieben graue Haare mehr.
Jammern hilft ja auch nix
18. August 2010
und so sage ich freudig:
Hallo Teekannne! Hallo dicke, graue Strickjacke! Hallo ihr tollen gestrickten Socken aus ganz Bloggerland! Hallo Ofenfeuer am Abend! Hallo Gemüsesuppe! Hallo Fleecedecke auf´m Sofa! Hallo braune Stiefel! Hallo gestricktes Dingsi für um die Schultern!
Neulich, im Schreibwarenladen
17. August 2010
Gerade mit etwa fünfzig anderen schulkramkaufwilligen Menschen im Schreibwarenladen gewesen. 1.5 Stunden lang, weil der Laden ist nicht groß und an den markanten Sammelstellen von Stiften oder Heften bildeten sich große Menschentrauben. Auf Zuruf wurden zwar Tintenpatronenpäckchen nach hinten durch gereicht, aber bei Aussagen wie „einen Packen Holzstifte, am Besten ganz günstige, die aber nie abbrechen und eine Hautfarbe muss dabei sein“ wurde man aufgefordert doch bitte zu warten, bis man an der Reihe sei.
Zehn Hefte kaufen, ein Heft gratis dazu, da legt man sich gerne einen Jahresvorrat zu, denn es könnte ja sein, dass es das tolle Kletterinnen-Motiv in einem halben Jahr nicht mehr gibt. Unwillig habe ich zwei Hefte gekauft, auf denen eine riesige Werbung für einen Freizeitpark prangt. Geht irgendwie garnicht und ich gedenke, eine Mail zu schreiben, eine böse. Ebenfalls eine böse Mail bekommt der eine Schulbuchverlag, der seine Arbeits-CDs hinten ins Buch klebt. Und zwar mit einem Kleber, der wirklich gut klebt. Beim vorsichtigen Ablösen der CD vom Buchrücken dröselt dieser in etwa fünf Schichten auf und ja, das ärgert mich. Diese Schulbücher sind teuer, die müsen nicht gleich gefleddert sein.
Im Schreibwarenladen gibt es ein neues Bucheinbindesystem, ähnlich dem Laminieren. Bucheinschläge werden ziemlich genau um das Buch herumgeschweisst. Nicht ganz billig, reiner Luxus oder große Faulheit, denn ich hätte auch eine weitere Stunde am Ständer mit den Buchumschlägen, Sie wissen schon, die durchsichtigen mit dem roten Rand oben und unten, verbringen können. So wartete ich lieber, bis die schweißgebadete Schreibwarenladenbesitzerin den zwanzig Kundinnen vor mir etwa hundertsechzig Bücher eingebunden hatte.
Ich traf Mme Ouvrage, die als i-Dötzchen-Mutter beim Einkauf eines dreieckigen Lernbleistiftes überfordert war und verabredete mich umgehend mit ihr zu einem Glas blutbildenden Rotwein. Auf unsere Kinder und den ganzen Rest und man soll die Feste feiern, wie sie fallen.
Ich traf die Freundin, die nie Zeit hat. So hatten wir kurz gemeinsam Zeit in der Warteschlange an der Kasse. Einzig ein Tässchen Kaffee fehlte zu unserem Glück. Vielleicht sollte man dort nächstes Jahr Stehtische aufbauen und Kaffee/Kuchen verkaufen. Irgendein guter Zweck lässt sich doch immer finden und die Niersteiner Kuchenkette ist rasch aktiviert.
Ich traf den Bruder der allerbesten Tochterfreundin, der sich ganz ohne mütterliche Unterstützung ins Getümmel stürzen musste. „Grüße daheim!“ rief ich ihm noch über die Menschenmassen nach, doch ich fürchte, dieser Ruf ging unter. Deshalb auf diesem Wege: „Grüße und bis Freitag. Bei mir?“
Ich traf Mütter aus Kindergartenzeiten und aus Grundschulzeiten, ich traf ehemalige Klassenkameradinnen des großen Sohnes, die irgendwie über Nacht schon 18 geworden waren (oder eben so aussahen), ich traf eine Mutter, die mir „auwei, nächstes Jahr sind wir da auch dran“ ins Ohr raunte und eigentlich traf ich eine Menge Menschen, die das ganze Chaos mit Humor und reichlich Geduld nahmen.
Wir sind durch. Morgen holen wir das letzte Buch, vielleicht noch zwei, drei Sonderlinienhefte. (= blanko mit Rand. Oder rautiert. Oder mit Wellenlinien. Oder wie auch immer.) Und damit knacken wir dann auch die 200,- Euro-Marke. Immerhin 200,- Euro weniger als im letzten Jahr, insofern rechnet sich die Schulbuchausleihe. Für uns jedenfalls. Das Land zahlt drauf und deswegen gebe ich der Ausleih-Geschichte noch maximal drei Jahre.
Erster Schultag in der fünften Klasse
17. August 2010
„Und? Habt ihr schon was gelernt?“, fragt Frau … äh … Mutti den jüngsten Sohn nach seinem ersten Schultag in der neuen Schule.
„Ja“, sprach er, „der eine Junge hat `isch mach disch Grab` gesagt.
Kann man ja auch immer mal gebrauchen.
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Ansonsten nix Neues hier. Die erste Schulwoche ist prall gestopft mit wirren Angaben der Kindelein bezügl. benötigter Hefte und Schnellhefter, Tintenpatronen, Farbkastenpöttchen und Filzstiften. Mittlerweile kann ich mich recht gut rausziehen aus der Organisation, doch ein argwöhnischer Mutterblick auf diverse Listen ist sinnvoll. Heute kaufen wir mindestens vierzig Hefte ein, damit wir den Vorratsschrank wieder auffüllen können. Und nicht jeden Tag wegen eines weiteren karierten Heftes mit Rand loslaufen müssen.
Die zu leihenden Schulbücher sind pünktlich und vollzählig eingetroffen, fehlen nur noch einige bestellte Bücher. Um die ausgeliehenen Bücher vorschriftsmäßig einzubinden, müssen wir sie übrigens in den örtlichen Schreibwarenladen schleppen. Das ist – irgendwie umständlich. Dort gekaufte Bücher nimmt man nämlich direkt eingebunden mit nach Hause. Selbsteinbinden geht auch nicht, nur lose Plastikumschläge sind erlaubt. Warum auch immer.
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Ich bin so müde, dass ich kaum die Augen aufhalten kann, ausserdem schmerzen Hals und Ohren. Und dies bestimmt nur, weil ich mich weigere, im Hochsommer Wollsocken zu tragen. Oder lange Hosen. Hmpf. (jaja, Wetterjammerei, ich weiß, ich weiß)
Bald sind Herbstferien.