Was es halt so gibt …

2. Februar 2015

Gestern Abend stieß ich in den unendlichen Weiten des www auf ein besonderes Schätzchen: Schmuck aus Muttermilch. (Bitte befragen Sie selbst die Suchmaschine Ihrer Wahl)
Neu ist das Ganze wohl nicht, schon 2013 war das der letzte Schrei in Amerika, jetzt endlich auch bei uns! Ein paar Tropfen Muttermilch werden mehr oder weniger kunstvoll in Kunstharz eingeschlossen und können so als super individueller Kettenanhänger samt liebevoller Erinnerungen an die allerschönste, allerintimste Zeit mit dem Nachwuchs an den Hals gehängt werden. Das Allertollste sei dabei, dass kein Mensch ja wisse, was man da um den Hals trage, las ich in einem Blog. Bis zu dem Moment halt, bis man es erzählt bekommt und das dauert wahrscheinlich nicht sehr lange, vermute ich mal ins Blaue.
Übrigens kann man auch Stücke der Nabelschnur in Kunstharz verewigen oder die erste Locke. Vielleicht auch ein paar Klümpchen Mekonium, die ersten abgeschnittenen Fingernägel oder diese niedlichen Friemel, die sich Babys zwischen den Zehen züchten.

Echt jetzt.

Ich habe mir ja auch nicht die Semmelknödel vom letzten Weihnachtsfest um den Hals gehängt, obwohl sie wirklich super schmeckten, ausgesprochen nahrhaft waren und wir sehr friedlich und harmonisch beim Verspeisen zusammen saßen.

Diese Glorifizierung des Stillens und der Muttermilch geht mir gewaltig auf den Senkel. Kann es nicht einfach das sein, was es nun mal ist? Sättigend, manchmal auch tröstend und vor allem praktisch, weil eben in ausreichender Menge immer wohltemperiert dabei. Müssen sich Frauen, die nicht stillen, ein Döschen Milchpulver umhängen, um sich an die wunderbare Babyzeit zu erinnern?
Vielleicht bin ich zu pragmatisch, vielleicht auch zu weit vom Thema weg. Und eigentlich dachte ich, dass ich schon alle Absurditäten rund um die Geburt und die erste Zeit mit Baby gelesen hatte, als ich auf „Plazenta-Taschen“ stieß. Nach der Geburt wird das Baby nicht von der Plazenta getrennt, damit sich diese ganz „natürlich“ vom Kind löst. Das dauert ein paar Tage und weil die Plazenta zu verwesen beginnt und irgendwie hinderlich beim Bekuscheln des Babys ist, wird sie regelmäßig mit Salz eingerieben und in einer schicken Plazenta-Tasche versteckt. Überhaupt ist es höchst faszinierend, was sich mit so einer Plazenta alles anstellen lässt, denn wenn man sie nicht einfach vergraben oder als Gulasch (Rezepte suchen Sie sich bitte selbst!) verspeisen will, kann man sie zu Kügelchen rollen lassen, die dann für oder gegen etwas sind. Vielleicht kann man eine Plazenta auch ausstopfen und neben den Traumfänger an die Wand hängen, ich bleibe höchst interessiert dran.
Aus der Muttermilch kann man auch prima Seife herstellen, muss man aber nicht. Tatsächlich konnte gestern Abend auf Twitter nicht abschließend geklärt werden, ob Muttermilchseife nun vegan ist oder nicht und das macht die Deklaration schon schwierig. (Ich bin für einen ganz neuen Begriff, weil sie ist ja weder pflanzlich noch tierisch, Humanseife klingt jetzt aber auch nicht so schön.)

Es ist und bleibt faszinierend, wieviel Zeit und Phantasie manch junge Mutter aufwendet, um die Geburt ihres Kindes als noch mystischeres Mysterium aufzubauschen. Ich wollte damals eigentlich nur das Baby von Kopf bis kleiner Zehe abküssen, meine Pizza essen und sehr viel schlafen.
Ob mir meine Kinder das je verzeihen können?

suche ich ihn halt in Gegenden, wo er sich heimisch fühlt. Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib haben tatsächlich ein Wochenende gefunden, an dem wir beide Zeit haben und das noch im Winter liegt. Wir fahren drei Tage in den Schnee!

Schnee gab es heute in Nierstein auch. Ein bißchen Schnee jedenfalls und wir beeilten uns loszukommen, bevor die Pracht schmolz. Letzte Nacht, als es zu schneien begann, standen wir barfuß auf der Terrasse und waren glücklich, sogar die Söhne kamen mit raus und freuten sich. Vielleicht müssen wir irgendwann doch noch in eine andere Kante Deutschlands ziehen, damit ich auch über Schnee schippen und Schneechaos jammern kann.

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Meine Nähmädels haben sich wieder gemeldet, ab nächste Woche gebe ich wieder Nähkurse. Ich freue mich sehr, dass ich den beiden so viel Spaß an der Näherei vermitteln konnte, dass sie schon ein Jahr dabei bleiben. Das ist übrigens etwas, das mir bei den eigenen Kindelein nie gelang: ihnen das Nähen nahe zu bringen. Alle drei saßen gebannt an der Nähmaschine und nähten sich kleine Taschen, der Jüngste nähte sich sogar eine Maske. Weiter ging das Interesse leider nicht. Vielleicht kommt es ja irgendwann wieder? Meine Näh“karriere“ war anfangs auch eher zum Scheitern verurteilt. Ich lernte es in der Schule, welche Naht welche Funktion hat und wie man saubere Ecken näht und sogar Biesen mussten wir nähen. Als wir die verschiedenen Techniken beherrschten, Nähten wir Kopftücher und Schürzen für den anstehenden Kochunterricht im nächsten Schuljahr.
Danach rührte ich einige Jahre keine Nähmaschine mehr an. Schade, aber es war mir wirklich verleidet worden. (Schon interessant, dass mir sämtliche Handarbeiten in den Schulen so verdorben worden sind.)

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Morgen hat Oma Eis Geburtstag. Ein halbrunder. Ich schreibe das nur, falls ich morgen nicht zum Schreiben komme, vor lauter Feierei und Hochlebenlassen.

Samstage

31. Januar 2015

Vergehen manchmal einfach so.
Spätes Frühstück mit eigenen und fremden Kindern, einkaufen, ein bißchen aufräumen, ein bißchen Abendessen vorbereiten, ein Mittagschläfchen, ein bißchen räumen, das Abendessen weiter vorbereiten, auf die Freunde warten, mit denen man zusammen essen wird. Es gibt übrigens Fast Food: Burger und Pommes.
(Mit selbstgerührten Saucen, selbstgebackenen Brötchen und handgeschnitzten Kartoffeln. Aber gegessen wird erfahrungsgemäß schnell.)

Zum längeren Erzählen hier bleibt da keine Zeit, obwohl ich dringend schreiben wollte, dass es schon merkwürdig ist, wenn die eigenen Kinder dieses Blog lesen. Und noch merkwürdiger ist es, wenn die Freunde der Kinder dies auch tun. Oder die Verkäuferin im hier-gibt-es-einfach-alles-Laden. Wenn ich drauf los schreibe, scheint das nur für mich oder irgendwelche Menschen da draußen in diesem Internet zu sein. Weit weg eben. Dass sie aber um die Ecke wohnen und ich ihnen so Manches, was ich hier so locker-flockig schreibe, erstmal nicht erzählen würde … verdränge ich dann lieber mal.

Und weg.

Zeugnistag

30. Januar 2015

Traditionell blieb die Küche kalt, der Italiener buk für uns Pizza. Seit dem allerersten Zeugnis, das der Große damals heimbrachte bis zum letzten in … Jahren werden wir diese Tradition hochhalten.
Überraschungen gab es keine. Der Jüngste hat in Mathe eine zwei geschafft, die wiegt dreimal so viel wie die vier in Deutsch und Hey! Hab ich es schon erwähnt? Er hat einen Ausbildungsplatz! Zurücklehnen darf er sich nicht, denn die Versetzung muss schon noch klappen. Aber er strengt sich an, das reicht.
Die Tochter hat in Mathe auch eine zwei, was sie schon ein bißchen ärgert, denn hauptsächlich hat sie Einsen in ihrem Zeugnis stehen. Das sieht schon sehr cool aus, dieses Streberzeugnis und wenn ich Ihnen jetzt erzähle, welchen Preis solch ein Zeugnis kostet, verzeihen Sie vielleicht Ihrem Kind die eine oder andere nicht so dolle Note.
Ehrgeiz ist gut. Der Wunsch, gute Leistungen zu bringen, sich zu bilden, voranzukommen, ist toll. Ich freue mich sehr, dass die Tochter nicht die lässige Einstellung zum Lernen mit ihrem großen Bruder teilt. Unglücklicherweise schlägt das Pendel bei ihr bis ins Extreme. Gute Noten reichen nicht, es müssen die besten Noten sein. Nicht nur in den Lieblingsfächern, in allen Fächern. Dies führt dazu, dass sie nach den Hausaufgaben sehr viel Zeit am Schreibtisch verbringt um zu lernen. Oder Bilder für den Kunstunterricht zu zeichnen, Klimadiagramme für Erdkunde auswendig zu lernen und stundenlang irgendwelche Sachen zu recherchieren. Falls Sie jetzt das „Wenn es ihr Spaß macht, warum nicht?“- Argument bringen wollen – Sie haben natürlich recht. Es macht ihr Spaß, sie lernt leicht und hat ein echtes Talent für diesen naturwissenschaftlichen Bereich. Aber die Menge macht es. Da sie neben der Schule aktiv in der Jugendarbeit tätig ist, eine Kindergruppe betreut, Freizeiten plant, zweimal wöchentlich Sport treibt, Freundinnen trifft und den Spaß an Partys entdeckt hat, hat sie langsam zu wenig Stunden am Tag zu Verfügung. Hermines Zeitumkehrer wäre das weltbeste Geschenk für sie.
Und weil auch schöner Stress echter Stress ist und großer Ehrgeiz letztlich auch zu Stress führt, bricht sie in regelmäßigen Abständen zusammen. Dann verwandelt sich mein kluges, aufgewecktes, strahlendes, ausgeglichenes Mädchen in ein elendes Bündel, das weder an sich noch an die Zukunft glaubt, das sich für doof und unfähig hält. Unter unstillbarem Weinen bricht der ganze Druck aus ihr heraus und es braucht sehr viel Zeit und Halt-geben, bis sie sich wieder fangen kann. Während sie schluchzend in meinen Armen liegt und versucht zu erklären, was in ihr vorgeht, möchte ich schreien, weil es nicht möglich ist, die Gaben meiner Kinder so zu mischen, dass für jedes die moderate Mischung zur Verfügung steht. Unbefangenheit, Lässigkeit und Ehrgeiz in einen Pott, umrühren, durch drei teilen. Es wäre so perfekt.
Sie beruhigt sich, wir überlegen, was sie anders machen könnte und letztlich macht sie weiter wie immer: alles, immer mehr, noch besser. Bis zum nächsten Zusammenbruch. So ist sie eben.

„Na. Sie hat doch aber super Noten! Was gibt es da zu klagen? Ich wünschte, mein Kind …“
Nein, wünschen Sie sich das nicht. Es ist nämlich nur offiziell als super Erziehung anerkannt, sein Kind anzufeuern und voranzutreiben, es zu bremsen und ihm zu sagen „dann schreib halt nur zehn Punkte, herrje, ist doch echt egal!“ bringt Sie direkt in die Erziehungsversagerecke.
Spannend wird es übrigens dann, wenn sich die Tochter für ein Studium entscheidet. Derzeit will sie nämlich einfach alles und noch ein bißchen mehr, kann sich nicht entscheiden. Es muss nämlich das beste Studium sein.

Diese Ehrgeizsache hat sie nicht von mir, das dachten Sie sich wahrscheinlich schon. Der beste Vater meiner Kinder hätte im Fach Sport noch ein paar Purzelbäume und Strecksprünge machen können, um seine Einserreihe zu vervollständigen.
Mal wieder würde ich gerne zwei, drei Jährchen in die Zukunft schauen ….

Ende Januar …

29. Januar 2015

hab ich immer so einen kleinen Durchhänger.

Ich brauche Schnee oder Sonne, irgendetwas Helles. Etwas, dass meine Stimmung aufhellt. Das sind die wenigen Tage im Jahr, in denen ich nicht gerne hier lebe, in denen ich dieses milde Rheintal mit seinen viel zu warmen, grauen Wintern nicht mag.
In knapp zwei Wochen ist das wieder vorbei, denn wahrscheinlich laufe ich ab dann schon wieder barfuß und trinke meinen Nachmittagskaffee im Wintergärtchen.
Bis dahin: ablenken, zusammenreißen und die Feste feiern, wie sie fallen. Heute mit der ehemaligen Freitagsfreundin, morgen abend im Katharinenblick und am Samstag mit Freunden bei uns. Reden, lachen, gutes Essen. Das hellt ja auch auf.